Im Beitrag der vergangenen Woche schilderte ich die sich im Sortimentsbereich abspielende Veränderung der Parfum- und Parfümerielandschaft im Nachbarland Frankreich.
Gerade erhielt ich eine Ausgabe der Informationsblätter der Französischen Botschaft vom 29. Februar 1972 (Jahrgang 20, Nummer 98, S. 9-12), in der unter dem Titel „Die großen Riecher bestimmen das Aroma der Welt“ Parfumeure und die Relevanz der Tätigkeit dieser Riecher beschrieben ist. Der fast 40 Jahre alte Artikel beschreibt interessante Facetten und einen signifikant anderen Markt.
Über die Parfümeure wird geschrieben (Seite 10):
„Von den „Großen Riechern“ gibt es etwa nur ein Dutzend. Es sind in der Regel Chemiker mit einem besonders ausgeprägten, superfeinen Geruchssinn, der obendrein systematisch so hochtrainiert wurde, dass er jenem der Spürnasen der besten Jagdhunde kaum nachsteht. Die rund 300 Parfüm-Fabrikanten Frankreichs umwerben mit Millionenbeträgen diese wenigen Spezialisten, die, wie man sagen kann, das „Aroma der Welt“ bestimmen, denn keine Parfümerie hat auch nur annähernd eine so verbreitete Geltung in der Welt gefunden wie die von Paris, wie auch die Ausfuhrziffern der Pariser Parfüms und sonstigen Riechwasser beweisen.“
Ein besonderer Vergleich stellt die damalige Andersartigkeit des Marktes prägnant dar (S. 11):
„Man kann ohne Übertreibung sagen, daß es leichter ist, ein neues Automobilmodell herauszubringen als ein neues Spitzenparfüm. Die Zahlen beweisen es: Die vier größten französischen Automobilfabriken bringen fast jedes Jahr jeweils ein neues Modell heraus, aber die weit zahlreicheren führenden französischen Parfüm-Fabrikanten bringen zusammen etwa nur zwei bis drei Neuschöpfungen pro Jahr auf den Markt. Das Jahr 1971 war in dieser Hinsicht mit 12 Neuschöpfungen besonders fruchtbar und eine einmalige Ausnahme. Die „Großen Riecher“ scheinen da eine ganz besonders feine Nase gehabt zu haben, aber sicher waren auch diese Neuschöpfungen das Ergebnis langer, geduldiger und mühsamer Vorbereitungen, denn in der Regel werden drei bis fünf Jahre benötigt, um so ein Spitzenerzeugnis herauszubringen.“
Abschließend wird neben Zahlen der Industriebeschäftigten, des Gesamtumsatzes und der Umsatzentwicklung sowie der Exportstruktur auf bedeutende Parfümfabrikanten und deren beliebtesten Marken eingegangen. Fast vergessene Marken und Produkte (z.B. Ma Griffe, Carven; Le Dix & Quadrille, Balenciaga; Fidji, Laroche; Weil de Weil, Weil; Je Revies, Worth) sind darunter aber auch bereits vom Markt verschwundene.
Der Beitrag liefert ein interessantes Vergleichsbild zur aktuellen Situation und stellt trotzdem gewisse Eigenarten und Besonderheiten heraus, die unvergänglich scheinen.
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